Unesco Weltkulturerbe- Kenia - The Historic Town and Archaeological Site of Gedi
Die Ruinenstadt Gedi unweit der Ostküste Kenias
Gedi war eine bedeutende, etwa fünf Kilometer von Kenias Ostküste gelegene Handelsstadt, die frühestens ab dem 10. Jahrhunderts entstand, im 15. Jahrhundert ihre Blütezeit erlangte, Anfang des 17. Jahrhunderts verlassen wurde und als archäologische Stätte heute als großartiges Beispiel ostafrikanischer Architektur gilt.
Ein UNESCO Welterbe Kenia 2024: die Stadt Gedi
Die Ruinen von Gedi unweit von Kenias Ostküste sind die teils sehr gut erhaltenen Überreste einer einstmals blühenden Swahili-Stadt. Zwischen dem 14. und dem 17. Jahrhundert gehörte Gedi, auch Gede genannt, zu einem komplexen Handelsnetzwerks, welches den Indischen Ozean überspannte und viele afrikanische Orte im Inneren des Landes und entlang der Küste mit Häfen rings um das Arabische Meer und Küstenorten in Südasien verband. Gedi gewährt einzigartige Einblicke in die Baukunst und Stadtplanung sowie in den Alltag der Swahili-Kultur. Die Ruinenstadt und archäologische Stätte sind ein wichtiges Zeugnis für das reiche kulturelle Erbe Ostafrikas und seine bewegende Geschichte. Gedi wurde im Jahr 2024 als eine der wichtigsten archäologischen Fundstätten Kenias in die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO aufgenommen.
Die wechselhafte Geschichte der Stadt Gedi
Das Gebiet von Gedi war vermutlich schon ab dem 10. Jahrhundert besiedelt. Es liegt an der Straße von Watamu und unweit einer Straße, die von Mombasa ins etwa 15 Kilometer entfernte Malindi führt. Zu einer Stadtgründung kam es allen Anschein nach erst um 1300. Darauf folgte eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Das Stadtgebiet erstreckte sich im 15. Jahrhundert auf einer Fläche von 20 Hektar und die Stadt war von einer zweieinhalb Meter hohen Mauer umgeben. Im 16. Jahrhundert nahmen die Portugiesen die Küstenstädte Kenias ein und Gedi wurde zeitweise verlassen.
Die ursprünglich in Äthiopien und im Norden Kenias lebende Volksgruppe der Oromo wurden etwas später im 16. Jahrhundert von den Somali angegriffen und vertrieben. Sie flüchteten nach Süden, drangen über Gedi hinaus bis nach Mombasa vor und lösten eine große Flüchtlingswelle aus. Gedi wurde von Flüchtlingen erneut besiedelt und erlebte im späten 16. Jahrhundert eine weitere Blütezeit, bis die Stadt im 17. Jahrhundert endgültig verlassen wurde. Der Grund für das Verlassen der Stadt und wohin ihre Bewohner gingen konnte bis heute nicht geklärt werden, denn dafür gibt es keinerlei Belege. In alten europäischen Karten war Gedi unter dem Namen Kilimani verzeichnet, was vermutlich der ursprüngliche Name der Stadt war. Der Name Gedi geht auf die Sprache der Oromo zurück und bedeutet so viel wie kostbar.
Gedi erregte seit den späten 1940er Jahren das Interesse der Archäologie. Unter der Leitung James Kirkmans, einem Pionier der Archäologie Ostafrikas, wurden große Teile der Stadt freigelegt und wissenschaftlich erfasst. Die ältesten Gebäude wurden auf das späte 13. Jahrhundert datiert. Zu den ausgegrabenen Gebäuden zählen neben einem Palast eine Freitagsmoschee, weitere kleinere Moscheen, Brunnen, 14 Häuser aus Stein und ein Grabmal mit einer Inschrift aus dem Jahr 1399.
Die "Kostbare" aus Stein und Korallenkalk
Allein das Portal des Palastes von Gedi, das in dem benachbarten Nationalmuseum Kenias zeichnerisch rekonstruiert wurde, zeugt von der herausragenden und prächtigen Bauweise der versunkenen Swahili-Kultur an der Nordküste des Landes. Die einmalige Atmosphäre in der Stadt ist heute nicht zuletzt der Natur geschuldet, die weite Bereiche zurückerobert hat. Mächtige alte Bäume, wie Baobabs und Sterculia, verleihen Gedi einen besonderen Reiz. Viele der Gebäude und vor allem die Moscheen mit Betsälen, Gebetsnischen und Brunnen für rituelle Waschungen sind heute noch gut erhalten und ihrer Funktion erkennbar. Die aus Stein und Korallenkalk errichteten Häuser sind außen mit einer dicken und innen mit einer dünnen Putzschicht überzogen. Die Wohnhäuser sind im Gegensatz zu anderen alten Städten an Kenias Küste oder in Küstennähe nur einstöckig. Die meisten Gebäude stammen aus dem späten 13. bis 15. Jahrhundert. Die Moscheen sind zum Teil mit Pfeilern und Kuppeln versehen. Eingangstüren, Portale und Fenster sind kunstvoll geschwungen und verziert.
Für die im späten Mittelalter prosperierende Stadt sind durch Funde weltweite Handelsbeziehungen belegt. Ihre Bewohner müssen sehr wohlhabend gewesen sein. Seit dem 15. Jahrhundert war es auch in Gedi üblich, wertvolle Teller aus chinesischem Porzellan als Schmuckelemente in die verputzten Häuserwände einzulassen. Auch die Zweitbesiedlung im 16. Jahrhundert ist deutlich erkennbar. Sie erfolgte auf einem kleineren Areal innerhalb niedrigerer Mauern. Nach einem Rundgang durch die Stadt Gedi empfiehlt sich der Besuch des Gedi-Museums, in dem viele Fundstücke ausgestellt und anschaulich dokumentiert sind.